- Herzrhythmusstörungen: Veränderungen des Herzschlages
- Herzrhythmusstörungen: Veränderungen des HerzschlagesAls Herzrhythmusstörungen werden anhaltende Unregelmäßigkeiten des Herzschlags, aber auch eine wesentlich beschleunigte oder verlangsamte Taktfolge des Herzschlags bezeichnet. Beide Formen von Herzrhythmusstörungen können auch miteinander kombiniert auftreten.ReizleitungsstörungenNormalerweise schlägt das Herz gleichmäßig - den Takt gibt der Sinusknoten an. Wenn die vom Sinusknoten ausgehende Erregung die Herzkammern nur verringert oder gar nicht erreicht, kann eine Reizleitungsstörung die Ursache sein. Zu den häufigsten Reizleitungsstörungen gehört der Atrioventrikuläre Block (AV-Block), bei dem die vom Sinusknoten ausgehende Erregung durch den AV-Knoten nicht oder nur unzureichend an die Herzkammern weitergeleitet wird. Der AV-Block wird in verschiedene Schweregrade unterteilt: Durch den AV-Block I. Grades ist die Weiterleitung der Erregung leicht verzögert, was allerdings keine körperlichen Auswirkungen hat. Beim AV-Block II. Grades ist einerseits die Erregungsweiterleitung zu den Herzkammern verzögert, andererseits wird nicht jede Erregung der Vorhöfe an die Kammern weitergeleitet. Diese Reizleitungsstörung muss in Abständen durch ein EKG kontrolliert werden. Der AV-Block III. Grades ist die schwerste Reizleitungsstörung. Es findet keine Übertragung der Erregung von den Vorhöfen auf die Kammern mehr statt. Die Folge: Die Kontraktion von Vorhöfen und Kammern erfolgt unabhängig voneinander. Die Erregungsbildung muss nun von den AV-Knoten ausgehen. Da die Frequenz, mit der die Kammern sich daraufhin zusammenziehen, mit ca. 40 Kontraktionen pro Minute niedrig ist (niedrige Herzfrequenz = Bradykardie), wird der Kreislauf oft unzureichend mit Blut versorgt.ReizbildungsstörungenVor allem bei älteren Menschen kann es zu einem plötzlichen kurzfristigen Ausfall des Sinusknotens kommen. Durch die Pausen zwischen den Kammerkontraktionen kann es zu einem plötzlichen Blutdruckabfall und einer Sauerstoffverminderung im Gehirn kommen, wodurch kurzzeitig Bewusstlosigkeit ausgelöst wird (Adam-Stokes-Anfälle). Bei Vorliegen dieser Reizbildungsstörung muss ein Herzschrittmacher eingesetzt werden.Als Tachykardie wird eine stark erhöhte Herzfrequenz mit mehr als 100 Kontraktionen pro Minute (in Ruhe) bezeichnet. Eine vorübergehende Tachykardie hat meist harmlose Ursachen (z. B. körperliche Anstrengung). Bei länger bestehender hoher Herzfrequenz muss der Arzt aufgesucht werden.Unterschieden wird zwischen einer superventrikulären Tachykardie, bei der entweder der Sinusknoten (Sinusknotentachykardie; oder der Vorhof (Vorhoftachykardie) zusätzliche Erregungen bildet, und ventrikulären Tachykardien, bei denen zusätzliche Erregung in den Kammern erfolgt. Beim Vorhofflattern oder -flimmern werden nicht alle Erregungen an die Kammern weitergeleitet. Ist die Überleitung zu schnell, kann diese mit Medikamenten (Digitalis) gebremst werden. Bei Vorhofflimmern kommt es zu einer unregelmäßigen Überleitung an die Kammern. Die Folge ist ein völlig unregelmäßiger Herzschlag (absolute Arrhythmie). Zu den möglichen Komplikationen gehört eine Embolie, da sich Blutgerinnsel bilden können.ExtrasystolenExtrasystolen sind Herzschläge »außer der Reihe«, die dadurch entstehen, dass neben dem Sinusknoten andere Abschnitte des Erregungsbildungssystems (z. B. die Vorhöfe oder Kammern) Impulse zur Kontraktion des Herzens aussenden. Lösen die Kammern die Extrasystole aus, spricht man von einer ventrikulären Extrasystole. Häufig sind ventrikuläre Extrasystolen harmlos. In schweren Fällen können aber auch Extrasystolen in Salven auftreten oder durch sie Kammerflattern oder -flimmern ausgelöst werden. Die Behandlung schwerer Rhythmusstörungen besteht entweder in einer Bekämpfung der Grunderkrankung oder in der Gabe von antiarrhythmischen Medikamenten.Kammerflattern und -flimmern stellen einen medizinischen Notfall dar. Denn in beiden Fällen ist die Kammerfrequenz so stark erhöht, dass sich die Kammern kaum oder gar nicht mehr mit Blut füllen können und es zum Herz-Kreislauf-Stillstand kommt. Ursache kann z. B. ein Herzinfarkt sein, in dessen Folge die Kammermuskulatur praktisch dauererregt wurde. In beiden Fällen muss der Patient sofort wieder belebt werden. Auch eine Defibrillation ist notwendig, mit der das Herz wieder in »Takt« gebracht werden soll. Dabei werden alle erregbaren Herzmuskelfasern durch einen elektrischen Impuls zur gleichzeitigen Kontraktion und somit zur Entladung ihrer Erregung gebracht, mit dem Ziel, dass der Sinusknoten wieder die »Herrschaft« über das Herz übernimmt.
Universal-Lexikon. 2012.